Jeder zweite Österreicher an einer psychischen Störung leidet.
Doch wie spiegelt sich diese Diagnose in den aktuellsten Krankenstandsstatistiken wider?
347.082 Tage.
Um diese Summe war 2012 die Zahl der Krankenstandstage aufgrund psychischer Erkrankungen größer als 2011 – ein Plus von 11,3 Prozent.
Doch wie spiegelt sich diese Diagnose in den aktuellsten Krankenstandsstatistiken wider?
347.082 Tage.
Um diese Summe war 2012 die Zahl der Krankenstandstage aufgrund psychischer Erkrankungen größer als 2011 – ein Plus von 11,3 Prozent.
Gleichzeitig ging die Zahl aller Krankenstandstage um 0,8 Prozent zurück. Das geht aus der neuen Statistik des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger hervor.
Noch deutlicher wird der Trend im Vergleich von 2009 und 2012: Innerhalb von vier Jahren stiegen die psychisch bedingten Krankenstandstage um 41,1 Prozent (siehe Grafik unten).
Verunsicherung
Von einem „außergewöhnlichen Anstieg bei psychischen Erkrankungen“ spricht man im Hauptverband.
Verunsicherung
Von einem „außergewöhnlichen Anstieg bei psychischen Erkrankungen“ spricht man im Hauptverband.
Rund 900.000 Menschen erhalten jährlich wegen psychischer Leiden Leistungen der Krankenversicherungen.
„Wir leben nicht in Zeiten der allgemeinen Versicherung, sondern der allgemeinen Verunsicherung“,
sagt Georg Psota, Präsident der Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie.
„Es gibt in der Gesellschaft einen Verlust an Solidarität und Sicherheitsgefühl, traditionelle Strukturen lösen sich auf, viele fragen sich: Wie geht es weiter – mit der EU, mit der Wirtschaft, mit mir, mit der Familie?“
Das könnte ein Grund für das Mehr an Angststörungen und Depressionen sein. Psota : „Das ist meine persönliche Interpretation.“ Denn belegt sei das nicht. „Der Anstieg der Krankenstände kann auch darin liegen, dass sich die Menschen heute mehr deklarieren und psychische Probleme nicht mehr hinter einem Magen-Darm-Infekt verstecken. Es fehlen Studien zur tatsächlichen Krankheitshäufigkeit in Österreich. Wir wissen nicht, wie hoch die Zahlen tatsächlich sind.“
Johannes Wancata, Leiter der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie der Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, sieht zwei Gründe für den Anstieg:
„Wir haben Anfang der 90er-Jahre in einer Studie gezeigt, dass damals von Allgemeinmedizinern und an Abteilungen wie Chirurgie oder Gynäkologie nur 40 bis 45 Prozent der psychischen Erkrankungen erkannt wurden – deutlich mehr als die Hälfte wurde übersehen. Heute werden durch bessere Ausbildung 60 bis 65 % erkannt.“
Früher wurden Menschen mit Depression oder Angststörung „in vielen Betrieben mitgetragen. Heute heißt es, ,du musst in Krankenstand gehen‘ – oder die Betroffenen werden in die Frühpension gedrängt.“
Die gestiegene Stressbelastung im Beruf mache es für Menschen mit psychischen Leiden immer schwieriger, damit umzugehen. „Ich sehe keine Zunahme der Erkrankungen, aber eine Zunahme der Inanspruchnahme von Leistungen. Die wird in den nächsten Jahren weitersteigen. Darauf wird die Politik mit einem Ausbau von Betreuungs- und Therapieeinrichtungen reagieren müssen“, betont Wancata.
Wichtig seien Maßnahmen im Vorfeld, betont Ulla Konrad, Präsidentin des Berufsverbandes der Österreichischen Psychologen. „In Betrieben könnte durch Prävention vieles abgefangen werden. Die betriebliche Gesundheitsförderung sollte sich mehr auf psychische Aspekte konzentrieren und Arbeitspsychologen verstärkt einbinden – wie es etwa bei dem Projekt fit2work (Infos: www.fit2work.at ) der Fall ist.“ Leider geschehe dies oft nicht ausreichend. Konrad: „In vielen Unternehmen herrscht noch großes Unwissen, wie mehr Aufmerksamkeit für die Psyche konkret umgesetzt werden kann.“
Das könnte ein Grund für das Mehr an Angststörungen und Depressionen sein. Psota : „Das ist meine persönliche Interpretation.“ Denn belegt sei das nicht. „Der Anstieg der Krankenstände kann auch darin liegen, dass sich die Menschen heute mehr deklarieren und psychische Probleme nicht mehr hinter einem Magen-Darm-Infekt verstecken. Es fehlen Studien zur tatsächlichen Krankheitshäufigkeit in Österreich. Wir wissen nicht, wie hoch die Zahlen tatsächlich sind.“
Johannes Wancata, Leiter der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie der Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, sieht zwei Gründe für den Anstieg:
„Wir haben Anfang der 90er-Jahre in einer Studie gezeigt, dass damals von Allgemeinmedizinern und an Abteilungen wie Chirurgie oder Gynäkologie nur 40 bis 45 Prozent der psychischen Erkrankungen erkannt wurden – deutlich mehr als die Hälfte wurde übersehen. Heute werden durch bessere Ausbildung 60 bis 65 % erkannt.“
Früher wurden Menschen mit Depression oder Angststörung „in vielen Betrieben mitgetragen. Heute heißt es, ,du musst in Krankenstand gehen‘ – oder die Betroffenen werden in die Frühpension gedrängt.“
Die gestiegene Stressbelastung im Beruf mache es für Menschen mit psychischen Leiden immer schwieriger, damit umzugehen. „Ich sehe keine Zunahme der Erkrankungen, aber eine Zunahme der Inanspruchnahme von Leistungen. Die wird in den nächsten Jahren weitersteigen. Darauf wird die Politik mit einem Ausbau von Betreuungs- und Therapieeinrichtungen reagieren müssen“, betont Wancata.
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